alle-pflege.de-Geschäftsführerin Hildegard Thiem (v. l.) in einer Besprechungssituation mit der Auszubildenden Dilara Besevli sowie der Altenpflegerin und Mentorin Birgit Klein. (Foto: Peter Otworowski/alle-pflege.de GmbH)
Pressemitteilung des
ambulanten Pflegedienstes alle-pflege.de GmbH
vom 7. September 2018
Wer aktuell zu den Themen Pflege und Versorgungslücke recherchiert, erhält dramatische Zahlen: Das nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales spricht von 35.000 Kräften, die bundesweit im ambulanten und stationären Bereich fehlen. 20.000 davon sofort und 15.000 in Zukunft. Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, mahnt 60.000 zusätzliche Pflegefachkräfte an. Und die Bertelsmann Stiftung überschreibt ihr Themenblatt „Pflegereport 2030“ mit der Überschrift „2030 fehlen rund 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege“. Da sind die 13.000 neuen Pflegestellen, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn innerhalb eines Jahres schaffen möchte, ein erster Schritt, aber sie erinnern doch sehr an den Tropfen, der auf den heißen Stein fällt.
Gesellschaft droht eine pflegerische Katastrophe
Das kann Hildegard Thiem nur bestätigen. „13.000 Pflegekräfte sind deutlich zu wenig und außerdem kommt die Initiative viel zu spät“, sagt die Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes alle-pflege.de GmbH in Hombruch. Zurzeit beschäftigt der Pflegedienst 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sieben davon absolvieren ihre Ausbildung zum Altenpfleger oder zur Altenpflegerin und zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) hat bereits 2017 ermittelt, dass es sechs Monate dauert, um eine Stelle zu besetzen. Ähnliche Erfahrungen hat alle-pflege.de gemacht: Trotz guter Kontakte zu mehreren Altenpflegeschulen haben drei Monate Stellensuche nur ein Bewerbungsgespräch erbracht, das leider auch nicht zu einer Einstellung geführt hat. Aufgrund der starken Nachfrage könnte Hildegard Thiem sogar zwei weitere Pflegetouren einrichten. „Dafür brauchen wir allerdings sechs zusätzliche Pflegekräfte, die wir ebenso wenig finden wie viele andere ambulante Pflegdienste“, erklärt die examinierte Krankenschwester und macht deutlich: „Wenn der Gesetzgeber nicht schneller gegensteuert und entsprechende Maßnahmen ergreift, bewegt sich unsere Gesellschaft offenen Auges auf eine pflegerische Katastrophe zu!“
Anfrage von Menschen mit Pflegebedarf müssen zum Teil abgelehnt werden
Denn sechs Pflegestellen, die nicht besetzt werden können, bedeuten nicht nur sechs zusätzliche, krisensichere und unbefristete Arbeitsplätze, die Hildegard Thiem aus dem Stand schaffen könnte. „Insbesondere bedeutet das, dass wir leider viele Pflegeanfragen ablehnen müssen“, bedauert sie. Rund 20 bis 30 weitere Kundinnen und Kunden könnte der Pflegdienst gut und gerne betreuen – wenn er denn das Personal dazu hätte. Dabei geht es alle-pflege.de gar nicht um Umsatzsteigerung oder Gewinnmaximierung, sondern um Menschlichkeit. „Hinter jeder Anfrage steht ein älterer Mensch oder ein Mensch mit Behinderung, der zum Beispiel im Krankenhaus auf die Entlassung wartet und von uns in seiner häuslichen Umgebung gepflegt werden könnte“, beschreibt Hildegard Thiem die Situation. Häufig erlebt die Geschäftsführerin, dass die Angehörigen „sich die Finger wundtelefonieren“, um bei allen Pflegediensten in der Gegend anzufragen. „Drei bis vier Ablehnungen sind eher die Regel und nicht die Ausnahme“, berichtet sie von den Erfahrungen, über die Angehörige sprechen. Häufig eine traumatische Belastung für die ganze Familie.
alle-pflege.de versucht zu helfen, wo es geht
„Wir versuchen selbstverständlich überall zu helfen, wo es geht, aber irgendwann stößt auch unser Team an seine Grenzen“, betont die Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin. So werden „Touren aufgebläht“ oder „Termine freigeschaufelt“, um die pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen zu unterstützen. Aber keinesfalls dürfe das zulasten der bisherigen Kundinnen und Kunden gehen. „Unsere Leute stehen nicht mit der Stechuhr am Bett, und alle-pflege.de legt großen Wert auf eine entspannte Versorgung durch Bezugspflegekräfte“, nennt Hildegard Thiem einige wichtige Standards des Pflegedienstes und betont: „Die Versorgungslücke in der Pflege ist ein strukturelles Problem, das letztendlich nur durch Veränderung der Strukturen und nicht durch individuelle Maßnahmen unseres Pflegedienstes gelöst oder gemildert werden kann!“
Schöne, erfüllende und hochwichtige Tätigkeit
Dabei ist die Ausbildung und Tätigkeit in der Altenpflege bei aller beruflichen Belastung eine schöne, erfüllende und gesellschaftlich hochwichtige Aufgabe. „Der Beruf der Altenpflegerin ist so interessant und anspruchsvoll, wie ich ihn ausübe und gestalte“, sagt Birgit Klein. Die 57-Jährige hat vor zwei Jahren ihr Examen bei alle-pflege.de gemacht und ist als Mentorin dort nun selbst für die Ausbildung zukünftiger Altenpflegerinnen und Altenpfleger zuständig. „In einem Pflegedienst, der die Arbeitsbedingungen nicht ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausrichtet, ist trotz enger Vorgaben durch die Kranken- und Pflegekassen bedürfnisorientierte Pflege und Betreuung auf fachlich hohem Niveau möglich“, erklärt sie und erläutert ihren Anspruch als Praxisanleiterin: „Ich möchte den Auszubildenden eine positive Grundhaltung, ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz und viel Motivation zur Mitgestaltung menschenwürdiger Betreuungs- und Arbeitsbedingungen vermitteln.“
Eine der Auszubildenden von alle-pflege.de ist Dilara Besevli. „Der Beruf der Altenpflegerin ist vielfältig und anspruchsvoll, es wird einem nie langweilig“, sagt die junge Frau, die zurzeit im dritten Ausbildungsjahr ist. Allerdings: „Es gibt keine gesellschaftliche Anerkennung für unsere Arbeit“, bedauert sie sehr. Die gesellschaftliche Wahrnehmung weicht dabei deutlich von ihrer eigenen Erfahrungswelt ab. „Jeder Tag bietet neue und interessante Situationen und Tätigkeiten; man weiß nie, was hinter der Tür ist, die man morgens zur Pflege öffnet“, sagt Dilara Besevli. „Das Gefühl, hilfebedürftige Menschen zu unterstützen und ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, macht den Feierabend schöner“, beschreibt sie die innere Zufriedenheit, die diese Arbeit mit sich bringt. Trotzdem sieht sie ihre Situation sehr realistisch: „Der Fachkräftemangel belastet auch die Azubis, sie müssen schneller mehr Verantwortung übernehmen.“
So viele Menschen arbeiten bei alle-pflege.de …